Frankfurt/Main – Die Private Equity-Investoren im deutschen Mittelstand rechnen für das laufende Jahr mit deutlich mehr Verkaufsprozessen und wollen verstärkt neue Beteiligungen tätigen. Dabei scheint es einen riskanten Trend zu prozyklischen Investments zu geben. Dies sind die zentralen Ergebnisse des aktuellen Private Equity Panels, für das die führende Wirtschaftskanzlei CMS Hasche Sigle und das Magazin "Finance" dreimal jährlich rund 40 PE-Häuser anonym befragen. "Die Stimmung im Finanzierungsumfeld hellt sich nach der langen Eintrübung nun deutlich auf. Die Banken gehen aber nach wie vor selektiv vor", sagt Dr. Tobias Schneider, Partner bei CMS Hasche Sigle. "Es sieht so aus, als stünden die Zurückhaltung bei den Deals und die pessimistische Markteinschätzung, die wir noch im vergangenen Oktober feststellen mussten, vor dem Ende."
Laut der Befragung erwarten die Investoren in den eigenen Reihen und bei Strategen eine deutlich höhere Verkaufsaktivität als noch in 2012. Lediglich bei Unternehmern mit Nachfolgeproblemen sind die Erwartungen niedriger. Und nach einer langen Durstrecke rücken auch Möglichkeiten wieder in den Fokus, eingesetztes Kapital über eine Ausschüttung aus den Portfoliounternehmen zurückzuführen: Mehr als jeder Dritte rechnet mit einer häufigeren Nutzung dieser so genannten Recaps. Bei Beteiligungsveräußerungen an weitere Finanzinvestoren nach einer bestimmten Haltezeit (Exit Secondary/Tertiary Buy-outs) erwartet sogar die Hälfte eine höhere Dealaktivität als noch Anfang 2012. Zusätzlich agieren die PE-Profis wieder stärker als Käufer, als das noch im Herbst der Fall war. "Das lässt hoffen, dass es dieses Jahr im deutschen Mittelstand wieder mehr Private-Equity-Transaktionen geben wird", meint CMS Hasche Sigle-Partner Dr. Joachim Dietrich. "Abhängig wird dies auch von der Bereitschaft der PE-Investoren sein, Unternehmen zu erwerben, die noch gewisse Baustellen aufweisen ."
Aufgrund des positiveren Finanzierungsumfelds könnte sich sogar auch die Hoffnung der PE-Investoren erfüllen, den aufgestauten Dealflow demnächst abarbeiten zu können – zum dritten Mal in Folge verbesserte sich die Einschätzung zur Verfügbarkeit von Finanzierungen für Unternehmensübernahmen. Nach Einschätzung der Befragten streben die Banken allerdings zunehmend nach höheren Kreditmargen und verknüpfen ihre Angebote mit strengeren Kreditauflagen, so dass die Finanzierungskonditionen leicht unattraktiver angesehen werden als noch im Herbst. Angebot und Bedingungen entkoppeln sich demzufolge tendenziell weiter.
Ein erstaunliches Bild ergibt sich bei der Analyse der Zielbranchen der PE-Investoren: Offenbar richten viele – bewusst oder unbewusst – ihre Investitionsstrategie an der Lage ihrer Portfoliounternehmen aus. Je schlechter die Geschäftsaussichten ihrer Unternehmen, umso stärker meiden die PE-Profis neue Investments in zyklische Branchen wie Finanzdienstleistungen, Bau, Automotive, Maschinenbau, Logistik und – mit dem erneut drastischsten Rückgang – Erneuerbare Energien. Umgekehrt wächst die Investitionsbereitschaft rapide, wenn sich die Portfoliounternehmen gut entwickeln – nach wie vor am beliebtesten sind Dienstleistungen, Nahrungsmittel, Telekommunikation und Healthcare. Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Chemie-Branche. "Seit zwei Jahren sehen wir diesen Trend zur stark prozyklischen Unternehmensauswahl – wenn es sich dabei nicht nur um einen statistischen Effekt handelt, ist das nicht ungefährlich", sagt Dietrich. "Zu überlegen wäre, künftig wieder stärker antizyklisch zu investieren, um konjunkturellen Gefahren vorzubeugen – sofern die Banken mitspielen."
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