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Unlautere Handelspraktiken in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette

Innerhalb der Lebensmittelversorgungskette tätige Unternehmen sollten für 2021 ihre Liefervereinbarungen überprüfen und ihre Handelspraktiken mit den neuen nationalen Vorschriften zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/633 über unlautere Handelspraktiken in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette in Einklang bringen. Die Regelung zu unlauteren Handelspraktiken (englisch: Unfair Trading Practices, sogenannte UTPs) ist bis 1. Mai 2021 in nationales Recht umzusetzen.

WAS?

Die UTP-Regelung zielt darauf ab, Handelspraktiken zwischen Unternehmen (B2B) in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette zu unterbinden, die gröblich von der guten Handelspraxis abweichen, gegen das Gebot von Treu und Glauben und des redlichen Geschäftsverkehrs verstoßen und einem Handelspartner einseitig von einem anderen aufgezwungen werden. Kurz, die Regelung soll landwirtschaftliche Erzeuger oder natürliche oder juristische Personen, die Agrar- und Lebensmittelprodukte liefern, vor unlauteren Handelspraktiken schützen. Die Richtlinie sieht vor, dass die nationale Gesetzgebung zur Durchsetzung der UTP-Regelungen zuständige Durchsetzungsbehörden benennt.

WER?

Die Regelungen gelten nicht automatisch für alle Beziehungen zwischen Lieferanten und Käufern. Die Regelungen kommen dann zur Anwendung, sofern ein erhebliches Ungleichgewicht in Bezug auf die Verhandlungsmacht besteht; dies wird anhand eines Vergleichs der Jahresumsätze der Parteien ermittelt.

WIE?

Nachdem den nationalen Gesetzgebungen bei der Definition von UTPs ein weiter Ermessensspielraum zukommt, müssen Vorsichtsmaßnahmen zur Festlegung der Geschäftsbeziehung getroffen werden, wobei mindestens die in der Richtlinie spezifizierten Bedingungen enthalten sein müssen. Die Liste der UTPs unterteilt sich in Praktiken, die jedenfalls verboten sind (z.B. über 30 oder 60 Tage hinausgehende Zahlungsfristen (je nach Art der Erzeugnisse), einseitige Änderungen bestimmter Bedingungen einer Liefervereinbarung usw.), sowie jene, die unter gewissen Umständen verboten sind (z.B. vom Lieferanten zu verlangen, die Kosten für Preisnachlässe zu tragen oder für die Werbung zu zahlen oder nicht verkaufte Erzeugnisse ohne die Verpflichtung des Käufers, für diese oder deren Beseitigung zu bezahlen, zurückzunehmen).

Food

WENN NICHT?

Geldbußen, andere Sanktionen und einstweilige Verfügungen werden ebenfalls durch die nationalen Gesetzgebungen festgelegt. Weitere Befugnisse, wie etwa die Durchführung unangekündigter Nachprüfungen vor Ort, sind nützlich, um die nationalen Durchsetzungsbehörden bei der Durchsetzung der UTP-Regeln zu unterstützen.

WANN?

Die Frist für die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht ist der 1. Mai; jedoch können die nationalen Gesetzgebungen die Anwendung der verabschiedeten Maßnahmen bis zum 1. November 2021 hinausschieben. Die nationalen Regelungen gelten für alle Liefervereinbarungen, die nach dem Inkrafttreten des nationalen Gesetzes abgeschlossen werden. In Hinblick auf bereits bestehende Liefervereinbarungen haben die betroffenen Unternehmen 12 Monate Zeit, um ihre Handelspraktiken mit den neuen Regelungen in Einklang zu bringen. 

Angesichts der schnell näher rückenden Frist für die Umsetzung der Regelungen sollten sich Unternehmen im Lebensmittelsektor die Zeit nehmen, die mit ihren Lieferanten vereinbarten Bedingungen zu überprüfen, um die Gefahr von Strafzahlungen und anderen Sanktionen zu vermeiden.

EU/NICHT-EU?

Um zu verhindern, dass Unternehmen versuchen, die Verpflichtung zur Unterlassung von UTPs durch Verlegung ihres Standortes in ein anderes Land zu umgehen, legt die Richtlinie eindeutig fest, dass die Regelungen für alle Fälle gelten, in denen entweder der Lieferant oder der Käufer oder beide in der EU niedergelassen sind.

Diese Übersicht zeigt den Stand der Richtlinienumsetzung in EU-Jurisdiktionen und liefert Informationen darüber, ob ein neues UTP-Gesetz verabschiedet oder ein bestehendes Gesetz novelliert wurde, um den Zielsetzungen der Richtlinie zu entsprechen. Zu beachten ist, dass die Übersicht keine vollständige Liste aller für die Beziehung zwischen Lieferant und Käufer geltenden Vorschriften (wie etwa allgemeine handelsrechtliche Vorschriften usw.) darstellt.

Nachdem in der CEE-Region tätige Unternehmen auch am Stand der Regelung unlauterer Handelspraktiken in Nicht-EU-Ländern interessiert sind, bietet die Übersicht auch relevante Informationen zu einigen Nicht-EU-Ländern. Falls in Nicht-EU-Ländern keine spezifischen UTP-Vorschriften bestehen, liefert die Übersicht ein breiteres Bild und verweist auf jene Regelungen, die – ungeachtet dessen – im Rahmen dieser Beziehungen zwischen Lieferant und Käufer beachtet werden sollten. 

Der Status der UTP-Vorschriften in bestimmten CEE-Ländern ist nachstehender Tabelle zu entnehmen:

EU jurisdictionStatus of implementationLink to the law – official sourceCompetent authority
Austria

N*

(*Engaging in behaviors that constitute UTPs is already regulated by several existing laws; however, there is currently no concrete (publicly available) information on the status of the UTP Directive’s implementation. For an overview of the existing UTP laws in Austria (in one of which the UTP Directive will most probably be implemented), see the “Guidance for fair conduct in business” published by the Austrian Federal Competition Authority (FCA), available here (English language version).)

To be definedTo be defined
BulgariaYЗакон за защита на конкуренциятаBulgarian Commission for the Protection of Competition (Комисия за защита на конкуренцията)
CroatiaY*
(*An amendment of the Law on UTPs is entering into force on 1 September 2021.)
 
Zakon o zabrani nepoštenih trgovačkih praksi u lancu opskrbe hranom (nn.hr)
 
Izmjena Zakona o zabranih nepoštenih trgovačkih praksi u lancu opskrbe hranom (nn.hr)
 
Croatian Competition Agency (Agencija za zaštitu tržišnog natjecanja)
SlovakiaY (the law was approved on 13.5.2021, on 15 June 2021 will enter into force)
 
91/2019 Z.z. - Zákon o neprimeraných podmienkach v... - SLOV-LEX (Note: the new version of the law will be published when it enters into force)Ministry of Agriculture and Rural Development of the Slovak Republic (Ministerstvo  pôdohospodárstva a rozvoja vidieka Slovenskej republiky) 
SloveniaN*
(*Amendments to the Agriculture Act have been prepared, but not yet adopted.)
Zakon o kmetijstvu (ZKme-1)
 

Slovenian Competition Protection Agency (Javna agencija Republike Slovenije za varstvo konkurence)

      

 

Non-EU jurisdictionUTPs lawLink to the law – official sourceCompetent authority
Bosnia and Herzegovina

N*

(*Although there is no law on UTPs, there are laws on trade in place that contain rules on unfair competition regarding trade in general.)

Zakon o trgovini Republike Srpske 
Zakon o unutrašnjoj trgovini Federacije Bosne i Hercegovine 
Zakon o trgovini Brčko Distrikta Bosne i Hercegovine
Implementation and enforcement of the relevant laws on trade is generally in the competence of the entity-level ministries of trade and entity-level market inspections. 
North MacedoniaN*
(*There is a general Law against Unfair Competition in force.) 
 
Zakon protiv nelojalna konkurencija The Law against Unfair Competition does not regulate the competent authority and it only indirectly refers to the Ministry of Trade (Министерство за трговија), now Ministry of Economy (Министерство за економија).
Serbia N*
(*Although there is no law on UTPs in the agricultural and food supply chain, the trade law contains rules on unfair competition regarding trade.)
Zakon o trgoviniMinistry of Trade, Tourism and Telecommunication (Ministarstvo trgovine, turizma i telekomunikacija)
Ukraine

N*

(*Since there is no specific legislation that regulates unfair trading practices, competition legislation applies.)

Закон України «Про захист економічної конкуренції»Закон України «Про захист від недобросовісної конкуренції»
 
The Antimonopoly Committee of Ukraine (Антимонопольний комітет України) 
TurkeyN*
(*UTPs are regulated under the Turkish Commercial Code)
 

6102 Sayılı Türk Ticaret Kanunu

6585 Sayılı Parakende Ticaretin Düzenlenmesi Hakkında Kanun

Turkish Competition Authority (Rekabet Kurumu)

Unfair Price Assessment Board (Haksız Fiyat Değerlendirme Kurulu) 

Turkish Advertising Board (Reklam Kurulu)

 

Autoren

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Ivan Gergov
Ivan Gergov
Partner
Head of Private Equity
Sofia
Dieter Zandler
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Partner
Wien
Vanessa Horaceck
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Anwältin
Wien
Zlatan Balta
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Anwalt
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Marija Zrno Prošić
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Partnerin
Zagreb
Karmen Sinožić
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Senior Associate
Zagreb
Srđan Janković
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Soňa Hanková
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Partnerin
Bratislava
Robert Kordić
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Associate
Ljubljana
Maria Orlyk
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Managing Partner
Kyiv (Instytutska St)
Oleksandra Prysiazhniuk
Oleksandra Prysiazhniuk
Senior Associate
Kyiv (Instytutska St)
Zlatko Kujundjiski