Dr. Florian Hofer

Alumnus aus dem Stuttgarter Büro

Werdegang

Dr. Florian Hofer LL.M. (Edinburgh) war von 2007 bis Juni 2013 bei CMS in Stuttgart im Bereich M&A/Gesellschaftsrecht tätig.


Welchen rechtlichen oder organisatorischen Herausforderungen sehen sich die Unternehmensanwälte derzeit gegenüber und was bedeutet das konkret für Ihre persönliche Arbeit?

Die Ausrichtung vieler Unternehmen ist international und dieser Trend verstärkt sich noch. Für Unternehmensjuristen wie mich besteht die Herausforderung, komplexe Sachverhalte mit Bezug zu verschiedenen Rechtssystemen zu bearbeiten, und zwar als Mitglied eines Teams, dessen Mitglieder sich oft in verschiedenen Zeitzonen befinden.

Was kennzeichnet aktuell und in naher Zukunft das Arbeitsverhältnis zwischen Großkanzleien und Rechtsabteilungen der Wirtschaftsunternehmen?

Die Unternehmen betreiben bei der Auswahl der Kanzleien aus meiner Sicht mittlerweile einen erheblichen Aufwand. Die Einrichtung von Panels unter Einbeziehung der Einkaufsabteilung sowie die Vergabe von Mandaten nur nach vorheriger Ausschreibung ist bei vielen größeren Wirtschaftsunternehmen mittlerweile Standard. Von den Kanzleien wird verlangt, den Anforderungen der Unternehmen an Einhaltung der Budgetvorgaben nachzukommen, etwa durch Caps. Auch die Anforderungen an die Aufstellung der Kanzleien steigen: Bildung von kompakten Teams mit erfahrenen Anwälten, die sehr effizient arbeiten. Auch in Zukunft werden Rechtsabteilungen auf Großkanzleien angewiesen sein, teilweise (aber seltener) wegen der Möglichkeit, kurzfristig Unterstützung zu erhalten und ansonsten in Fällen, in denen eine besondere Expertise benötigt wird – vor allem bei einem Bezug zu einem ausländischen Recht. Je stärker ein Unternehmen global agiert, desto höher werden die Anforderungen an die internationale Ausrichtung der Kanzleien sein.
Für das Arbeitsverhältnis zwischen externem Anwalt und Unternehmensjuristen im konkreten Projekt sehe ich demgegenüber weniger Änderungen in der Entwicklung. Die Zusammenarbeit wird dann erfolgreich sein, wenn sich externer Anwalt und Unternehmensjurist als Team betrachten und der externe Anwalt dabei sehr business- und serviceorientiert auftritt.

Worin sehen Sie die spannendste Entwicklung im Rechtsmarkt?

Die spannendste Entwicklung sehe ich im Umgang mit technischen Innovationen. In der Automobilbranche sehen wir beispielsweise beim autonomen und vernetzten Fahren technische Fortschritte, die für viele von uns – mich eingeschlossen – vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen sind. Im Zuge dieser technischen Entwicklungen werden sich verschiedene ethische und rechtliche Fragen stellen, mit denen wir uns bei Daimler frühzeitig auseinandersetzen.
Ich bin darüber hinaus aber auch gespannt, welche Änderungen in unserer anwaltlichen Arbeitsweise kommen: werden wir in 10, 15 Jahren noch so arbeiten wie heute? Oder werden dann andere Arbeits- und Kommunikationsformen bestehen, die sich von unseren heutigen so unterscheiden wie die Arbeit mit PC und E-Mail in unserer heutigen Zeit von Schreibmaschine und Briefwechsel vor 20 Jahren?

Welche Persönlichkeit des internationalen Rechts würden Sie gerne einmal kennen lernen?

Die US-Justizministerin Loretta Lynch, mit der ich mich gerne über die FIFA-Ermittlungen unterhalten würde.

Ihr No.1-Must-Have der Saison für den Anwalt von Welt oder Ihr No.1-Place-to-be?

Eine bluetooth-basierte mobile Telefonspinne. Für mich das neue „Flugzeug-boarding mit dem Smartphone“.

Lieber Herr Hofer, Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interview vom Februar 2016