Dr. Juliane Voigtmann

Alumna aus dem Leipziger Büro

Werdegang

Dr. Juliane Voigtmann war von 2007 bis 2018 bei CMS von Leipzig aus für den Geschäftsbereich Corporate / M&A tätig. Seit 2018 arbeitet Juliane im Legal Team der Mercateo Gruppe.


Juliane, wie hat sich Ihr anwaltlicher Alltag verändert, seit Sie Teil des Legal Teams der Mercateo Gruppe sind?

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass ich mit meinem Start bei Mercateo noch einmal neu anfangen musste. So habe ich mich ja auch zunächst vom M&A Transaktionsgeschäft verabschiedet. Ich kümmere mich zwar immer noch um gesellschaftsrechtliche Themen, tauche aber auch in unzählige operative Themen und damit in neue Rechtsgebiete z.B. aus dem Bereich des E-Commerce-Rechts ein, die ich als Transaktionsanwältin den darauf spezialisierten Kollegen überlassen hätte. Tatsächlich baue ich dabei aber zu großen Teilen auf Fähigkeiten auf, die auch einen guten Transaktionsanwalt auszeichnen – einen „offenen Kopf“ mit einem feinen Gespür, welche Rechtsfragen der komplexe Sachverhalt überhaupt berührt, die richtige Priorisierung, wenn scheinbar 50 Fragen auf einmal zu klären sind und das Arbeiten in interdisziplinären und internationalen Teams.

Welchen rechtlichen oder organisatorischen Herausforderungen sehen sich Unternehmensanwälte derzeit gegenüber und was bedeutet das konkret für Ihre persönliche Arbeit?

Die Geschäftsmodelle von digitalen Unternehmen entwickeln und verändern sich exponentiell und schneller als das geschriebene Recht. Es ist enorm wichtig und spannend, dabei mit den Entwicklern Hand in Hand zu arbeiten und den sich ständig verändernden Sachverhalt genau zu verstehen und auf juristischen Gestaltungsbedarf zu achten. So haben wir bei Mercateo in kurzer Zeit neben einem reinen B2B-Marktplatzmodell ein digitales B2B-Transaktionsnetzwerk entwickelt, das virale Plattformökonomie ermöglicht.

In organisatorischer Hinsicht sind da Matrixstrukturen ein guter Weg. Damit stellen wir eine interdisziplinäre Zusammenarbeit bei allen Schritten der Produktentwicklung her. Als Juristin bin ich da einerseits gefragt, die rechtliche Zulässigkeit der Entwicklung zu beurteilen, rechtzeitig gestaltend einzugreifen und andererseits die nötigen vertraglichen Grundlagen zu entwerfen.

Was kennzeichnet in Ihren Augen aktuell und in naher Zukunft das Arbeitsverhältnis zwischen Großkanzleien und Rechtsabteilungen der Wirtschaftsunternehmen?

Für Berater ist es eine große Herausforderung, „von außen“ das nötige Verständnis für die sich mit rasantem Tempo entwickelnden Geschäftsmodelle der digitalisierten Unternehmen zu erlangen und dabei das Budget im Auge zu behalten. Das funktioniert dann wunderbar, wenn Berater und Mandant „dieselbe Sprache“ sprechen, ehrlich zueinander sind und sich auch kulturell auf Augenhöhe begegnen. Der persönliche Kontakt bleibt dabei bei allen Vorzügen, die digitale Kommunikations- und Bearbeitungstools bieten, ein Schlüsselfaktor.

Worin sehen Sie die derzeit spannendste Entwicklung auf dem Rechtsmarkt?

Ich freue mich sehr über den auch in der Rechtsberatung anhaltenden Trend, dass das Idealbild des 24/7 erreichbaren und abrechenbare Stunden produzierenden Anwalts abgelöst wird durch den ausgeglichenen, auf seine körperliche und geistigen Gesundheit achtenden Berater, der seinen Kopf frei hat für kreativen und pragmatischen Rat, da ihm Technologien zeit- und kapazitätsraubende manuelle Tätigkeiten abnehmen.

Welche Erinnerungen verbinden Sie ganz besonders mit Ihrer Zeit bei CMS?

Ich habe mich bei CMS enorm entwickelt – von der Doktorandin, die in Teilzeit Schriftsätze und Memos im Bereich Corporate und Commercial Litigation erstellt, zur M&A Anwältin, die internationale und interdisziplinäre Teams leitet. CMS hat viel in meine Ausbildung und Entwicklung investiert und ich bin dafür sehr dankbar. Bei CMS habe ich mit vielen angenehmen, hochintelligenten und serviceorientierten Menschen – angefangen bei unseren Teamassistentinnen über die Referendare und Anwälte über alle Karrierestufen hinweg – intensiv zusammengearbeitet und viel gelacht.

Eine besondere Zeit war sicher das halbjährige Secondment bei der World Law Group Kanzlei Lane Powell in Seattle/WA. Dort durfte ich die perfekte Mischung aus spannender Arbeit in einem entspannten und cleveren Team, Zeit für Familie und Natur erleben. Ich bin sehr dankbar, dass CMS mir diesen Aufenthalt ermöglicht hat.

Während meiner Zeit bei CMS habe ich im Team um Jörg Lips viel Unterstützung, Rückhalt, Forderung und Förderung erhalten, was mir den Abschied ins Unternehmen nicht leicht gemacht hat.

Vielen Dank Ihnen für das Gespräch!

Im Juni 2019