Dr. Andreas Geist

Alumnus aus dem Leipziger Büro

Werdegang

Herr Dr. Geist war von 2007 bis 2015 bei CMS in Leipzig im Bereich Gesellschaftsrecht tätig. Seit 2015 ist er bei der Thyssenkrupp AG als Legal Counsel im Bereich Components Technology tätig.


Welchen rechtlichen oder organisatorischen Herausforderungen sehen sich die Unternehmensanwälte derzeit gegenüber und was bedeutet das konkret für Ihre persönliche Arbeit?

Die berufsrechtliche Einstufung der Unternehmensanwälte in Deutschland war bis vor kurzem in einem Schwebezustand und hat für viel Unsicherheit gesorgt. Nachdem der Gesetzgeber zwischenzeitlich für die notwendige Sicherheit und Klarheit gesorgt hat, steht nach meiner Wahrnehmung für viele Unternehmensanwälte vor allem das Thema der Internationalisierung der Rechtsberatung im Fokus. Es ist eine Herausforderung, die Arbeit der in ihrer jeweiligen Jurisdiktion „gefangenen“ Unternehmensanwälte so zu koordinieren, dass die Rechtsberatung mit dem Wachstum in fernen Märkten Schritt hält und dieses angemessen und über Grenzen hinweg begleitet. Für mich persönlich bedeutet dies vor allem, dass sprachliche und interkulturelle Kompetenz, Teamarbeit und die Vernetzung mit meinen juristischen Kollegen, z.B. in den USA, China und in Mexiko, immer wichtiger werden. Um es für meine Arbeit im Bereich Automotive konkret zu machen: Wenn die großen deutschen Automobilhersteller neue Werke in Mexiko errichten, sind auch wir als großer Zulieferer vor Ort präsent, um die Geschäfte unserer Landesgesellschaften juristisch zu begleiten.

Was kennzeichnet aktuell und in naher Zukunft das Arbeitsverhältnis zwischen Großkanzleien und Rechtsabteilungen der Wirtschaftsunternehmen?

Es wird wie schon in der jüngeren Vergangenheit immer öfter so sein, dass große Unternehmen bei der Auswahl der Kanzleien einen erheblichen Aufwand betreiben, Panels bilden und sich für einzelne Mandatierungen innerhalb des Panels Vergleichsangebote einholen. Nach meinem Eindruck bewegen sich die großen Kanzleien in vielen Bereichen auf einem vergleichbaren Niveau, so dass bei deren Auswahl aus Unternehmenssicht neben der Bereitschaft, sich auf innovative Preismodelle einzulassen, immer auch der überzeugende persönliche Auftritt der Anwälte und deren Erfahrung in der zu beratenden Branche eine wichtige Rolle spielen werden. Daneben wird es auch entscheidend darauf ankommen, die in den Unternehmen steigende Internationalisierung der Rechtsberatung spiegeln zu können.

Worin sehen Sie die spannendste Entwicklung im Rechtsmarkt?

Ich verfolge, dass die Digitalisierung auch in unserer Branche weiter voranschreitet und kaum jemand von uns noch ohne Laptop und mobile Daten arbeitsfähig ist. Mittlerweile lassen sich abstrakte rechtliche Themen und von uns in der Vergangenheit bearbeitete Vorgänge ganz gezielt verknüpfen und auswerten. Deshalb bekommen Projekte wie Contract Management oder Claim Management auch auf Ebene der Rechtsabteilung ganz neue Impulse. Es wird für uns als Juristen darauf ankommen, aus der Masse der Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen. Daneben sehe ich spannende rechtliche Fragen aufkommen, die mit technischen Innovationen zusammenhängen. Das autonome Fahren und die Frage der Haftung für maschinelle „Entscheidungen“ werden uns nachhaltig beschäftigen.

Welche Persönlichkeit des internationalen Rechts würden Sie gerne einmal kennen lernen?

Aus aktuellem Anlass der olympischen Spiele und der Sperre russischer Athleten würde ich gern einmal Thomas Bach, promovierter Jurist und Präsident des IOC, kennenlernen.

Ihr No.1-Must-Have der Saison für den Anwalt von Welt oder Ihr No.1-Place-to-be?

Mit einem Tipp für ein No.1-Must-Have der Saison kann ich leider nicht dienen. Für die letzten Sommertage kann ich einen Aufenthalt an der holländischen Nordseeküste in Katwijk aan Zee empfehlen. Ein breiter Sandstrand und ein Sonnenuntergang über dem Meer sind dann inklusive.

Lieber Herr Dr. Geist, Herzlichen Dank für das Gespräch!

Interview vom September 2016