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Krypto-Branche: Entwicklungen und Chancen trotz Krise!

Trotz des aktuellen «Krypto-Winters» gibt es weiterhin vielversprechende Innovationen und Trends im Blockchain-Bereich, die rechtlich zu begleiten und einzuordnen sind.

Im Jahr 2022 lagen die Finanzierungen und Transaktionen im Blockchain-Bereich auf Rekordhöhe, trotz des drastischen Kurseinbruchs der wichtigsten Kryptowährungen ab November 2021. Allerdings ist der Markt seit dem zweiten Quartal 2022 deutlich rückläufig. Während die Branche die Kurseinbrüche zunächst verkraftete, führte der Zusammenbruch der Stablecoin-Systeme von Terra/LUNA sowie der Krypto-Kreditgeber Voyager Digital und Celsius Network, des Hedgefonds Three Arrows Capital und die Insolvenz der Kryptobörse FTX zu einem schwerwiegenden Vertrauensverlust, dessen Auswirkungen heute noch zu spüren sind.


Neue DLT-Gesetzgebung

Vor diesem Hintergrund ist der Ruf nach Regulierung von Blockchain-Anwendungen international zunehmend lauter geworden. Die Schweiz hat ihre diesbezüglichen Hausaufgaben schon mit der im Jahr 2021 in Kraft getretenen Distributed Ledger Technology (DLT)-Gesetzgebung weitestgehend erledigt und ist rechtlich im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Mit der DLT-Gesetzgebung wurde ein Regelwerk geschaffen, das insbesondere die Herausgabe von Finanzinstrumenten direkt auf der Blockchain ermöglicht, sowie insolvenzrechtliche Bestimmung für die Verwahrer von Kryptowerten und eine neue Lizenzform für Handelssysteme für digitale Vermögenswerte enthält. Abzuwarten bleibt, wie sich die EU-Gesetzgebung, insbesondere die bald in Kraft tretende Markets in Crypto Assets Regulation (MiCAR), in der Schweiz auswirken wird.

Decentralized Finance: Spannende Rechtsfragen

Die Innovationen stehen trotz «Krypto-Winter» keineswegs still. Das gilt unter anderem für Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi). Sie ermöglichen die Abwicklung von Finanztransaktionen wie Handels-, Derivat- oder Kreditgeschäften automatisiert auf der Blockchain, ohne Einbezug von traditionellen Finanzinstituten. Aus Sicht des (Finanzmarkt-) Rechts stellt sich insbesondere die Frage, ob die Aktivitäten der Akteure im DeFi Bereich bewilligungspflichtig sind oder anderweitig unter die einschlägigen Regularien fallen. Angesichts der Dezentralität der Anwendungen fragt sich zudem, wer überhaupt die gegebenenfalls zu regulierenden Akteure sind. Problematisch können DeFi-Anwendungen ferner aus Sicht des Geldwäscherei-Rechts sein. Auch hier hat der Bundesrat mittels Geldwäschereiverordnung jedoch bereits eine Rechtsgrundlage geschaffen, die unter anderem auf die Übertragung von Kryptowährungen über DeFi-Anwendungen zielt.

Lösungen für ein breites Anlegerpublikum

Einen wichtigen Beitrag zur herkömmlichen Wirtschaft können kryptobasierte Vermögenswerte leisten, wenn es um Unternehmensfinanzierungen geht. So können sich Unternehmen durch die Herausgabe von Eigen- oder Fremdkapitalinstrumenten über die Blockchain an ein breites Anlegerpublikum wenden, ohne die Instrumente an einer Börse kotieren zu müssen. Dem Anlegerpublikum werden so Privatmarktanlagen ermöglicht, die heute im Wesentlichen vermögen-den oder institutionellen Investoren vorbehalten sind. Gebrauch gemacht wird davon – trotz der erwähnten DLT-Gesetzgebung – noch nicht sehr häufig. Das hat mitunter rechtliche Gründe. Unter anderem lässt der gesetzgeberische Rahmen erhebliche Auslegungsspielräume zu, etwa bei der rechtskonformen Ausgestaltung der technischen Infrastruktur oder beim Bewilligungsrahmen für Plattformen und Handelssysteme. Mit zunehmender Praxis auf verschiedenen Ebenen (Regulatoren, private Organisationen, Rechtsberater, etc.) erhöht sich die Rechtssicherheit jedoch laufend, und Unternehmensfinanzierungen über die Blockchain dürften sich zumindest langfristig als etablierte Alternative durchsetzen.

Regenerative Finance im Blickpunkt

Für einen weiteren Trend im Blockchain-Bereich steht der Begriff Regenerative Finance (ReFi). Durch die Verwendung von kryptografischen Token können dezentrale Kohlenstoffhandelssysteme geschaffen werden, die transparenter und weniger missbrauchsanfällig sind als die bestehenden. Dabei werden Emissionsgutschriften in Token umgewandelt und über ein öffentliches Hauptbuch verfügbar gemacht. Dies erleichtert nicht nur die Verfolgung und Überprüfung von Emissionsgutschriften, sondern öffnet den Markt für einen grösseren Teilnehmerkreis. Da immer mehr Unternehmen aufgefordert sind, ihre Emissionen zu kompensieren, dürfte die Nachfrage nach solchen Token steigen. Auch hier stellen sich rechtliche Fragen, wobei es ebenfalls gilt, den Akteuren einen rechtssicheren Rahmen zu bieten. Insgesamt ist die Weiterentwicklung von DLT-Anwendungen und des rechtlichen Umfelds trotz des «Krypto-Winters» ungebrochen und wird insbesondere die Finanzindustrie auch in Zukunft begleiten.

Dieser Artikel wurde von unserer Fintech Spezialistin Tina Balzli und dem Fintech-Spezialisten Dr. Matthias Kuert verfasst. Nachfolgend finden Sie den Artikel zum Download. 

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Tina Balzli, LL.M. (NYU), LL.M. (NUS)
Partnerin
Head of Fintech & Blockchain, CMS Switzerland and Co-Head of the CMS Crypto, Digital Assets and FinTech International Focus Group
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T +41 44 285 11 11
Dr. Matthias Kuert, LL.M.
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