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Planung von Bauprojekten: Building Information Modeling

13/12/2016

Die Planung von Bauprojekten mittels BIM (Building Information Modeling) gewinnt in der internationalen Bau- und Immobilienwirtschaft zunehmend an Bedeutung. BIM beschreibt eine softwarebasierte Planungsmethode, die durch eingesetzte Software-Tools mehrdimensionale Planungsergebnisse erzeugt und die digitale Abbildung der wesentlichen architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks in einem zentralen Datenmodell ermöglicht. Ein Bauprojekt kann dadurch bereits vor Baubeginn in hohem Detaillierungsgrad dargestellt werden.

Verknüpfung einer Vielzahl von Informationen

Die einzelnen digital geplanten Bauteile ermöglichen eine Verknüpfung einer Vielzahl von vor allem kosten- und zeitrelevanten Informationen und schaffen damit die Grundlage für einen einheitlichen Entwicklungs-, Planungs-, Bau- und Facility Management-Prozess. Durch die digitale Hinterlegung von Daten zu Materialien, Bestellvorgängen und verschiedenen Betreiberdaten zu den einzelnen Bauteilen ermöglicht BIM ein effektives Management, das auch über den Abschluss des Bauvorhabens hinaus wirkt.

In Österreich wurden die technischen Grundlagen für BIM mit den ÖNORMEN A 6241-1 und A 6241‑2 geschaffen. Die ÖNORM A 6241-1 "Technische Zeichnungen für das Bauwesen - Teil 1: CAD-Datenstruktur und Building Information Modeling (BIM) - Level 2" ersetzte die Vorgängernorm A 6240-4. Die nun geltende Norm regelt sowohl die technische Umsetzung des Datenaustausches und der Datenhaltung von Gebäudeinformationen des Hochbaues als auch verwandter, raumbildender Konstruktionen des Tiefbaues, die während der Planung und im Zuge des lebenszyklischen Managements von Immobilien erforderlich sind.

Die ÖNORM A 6241-2 "Digitale Bauwerksdokumentation - Teil 2: Building Information Modeling (BIM) - Level 3-iBIM" regelt in der Baupraxis regelmäßig besonders bedeutende Fragen der Baudokumentation basierend auf dem Building Information Modeling (BIM) Level 3.

BIM ermöglicht Kostenschätzungen in einem frühen Planungsstadium

Durch den Einsatz von BIM können bereits in einer sehr frühen Phase eines Bauprojektes relativ genaue Kostenschätzungen oder auch Projektvarianten als Modell dargestellt werden. Im Zuge der weiteren Planung werden diese Modelle weiterentwickelt und für das Projekt wesentliche Informationen hinzugefügt. Die Pläne für die Ausführungsphase können sodann direkt aus dem Modell sukzessive erstellt werden. Zusätzlich können auch Details über das zu verwendende Material oder von Bauteilen erfasst werden, wodurch ein Soll/Ist-Vergleich durchgeführt und auch allfällige Mängel oder wahrscheinliche Bauzeitüberschreitungen frühzeitig dargestellt werden können. Aufgrund der Verknüpfung der Baufortschrittsdokumentation mit dem BIM kann auch der Bauzustand visualisiert und eine Vollständigkeitskontrolle durchgeführt werden.

Bauherr und Planer haben im Idealfall noch vor Baubeginn das Projektergebnis vor Augen und können bestimmte Situationen und Abläufe simulieren. Da die einzelnen Gewerke frühzeitig aufeinander abgestimmt werden, sind auch weniger Ungereimtheiten und Probleme bei der Projektabwicklung zu erwarten. Dadurch wird nicht nur das Baurisiko entsprechend minimiert, sondern es herrscht in den Projektphasen entsprechende Kostentransparenz. Dennoch auftretende Mehr- und Minderkosten oder Verzögerungen können im BIM Modell eingebunden mit ihren vielfachen Auswirkungen entsprechend übersichtlich dargestellt werden.

Die Verbreitung des BIM ist in Österreich im internationalen Vergleich noch relativ gering. Dennoch steigt die Zahl der Unternehmen, die sich mit dieser fortschrittlichen Art der Planung auseinandersetzen, sehr an. Gerade weil in Österreich derzeit noch ein spezifischer rechtlicher Rahmen fehlt, sind durch den Einsatz eines BIM resultierende Besonderheiten eines Bauprojekts auch bei der Vertragsgestaltung entsprechend zu berücksichtigen. Diese umfassen eine Mehrzahl verschiedener Bereiche, wobei vor allem die rechtliche Verantwortlichkeit des Planers, die präzise vertragliche Regelung der Bauprojektschnittstellen und der Zugang zu und die Vermeidung der Verteilung projektrelevanter Informationen aus dem BIM Modell an unbefugte Dritte besondere Bedeutung erlangen werden. 

Autoren

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Nikolaus Weselik
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Wien
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Mariella Kapoun
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Wien